Der „Cavalier“ ist der direkte Nachkomme der kleinen Spaniels, die man auf Bildern alter Meister, wie z.B. van Dyck, Watteau, Landseer und Greuze findet. Sein Ursprung lässt sich bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen.
Die englischen Könige hatten eine besondere Vorliebe für die kleinen Spaniels. Sie werden erwähnt bei James I., Henry VIII., Elizabeth I. und Maria Stuart. Es wird berichtet, dass Maria Stuart auf dem Weg zum Schafott von ihrem kleinen schwarz/weissen Spaniel begleitet wurde, der sich unter ihren Röcken versteckt hatte. Auf die Jagd ging man mit diesen kleinen Spaniels nur noch ausnahmsweise.
Johannes Caius, der Leibatzt von Königin Elizabeth I. (1533 – 1603) schrieb in seinem Buch über „Britanniens Hunde“ : „Es ist noch eine andere Rasse hochgezüchteter Hunde unter uns, eine kleine Rasse und nur gesucht als Luxusspielzeug für Frauen. Je kleiner sie sind, desto willkommener sind sie für den Zweck, auf dem Busen im Schlafzimmer oder auf den Händen auf der Ausfahrt getragen zu werden. Sie haben keinen Nutzen, nur dass sie auf dem Magen getragen oder auf der Brust eines Kranken hin- und herbewegt, wegen des Unterschiedes der Temperatur, gut für die Verdauung sind.“ Gemäss diesem Zweck bezeichnete Dr. Caius die „an die Gesellschaft der Männer und Frauen mit Titeln gewöhnt sind“ als „Comforter“ oder „Spaniel Gentle“.
In der Regierungszeit von König Charles I. (1625 – 1649) und seinem Sohn Charles II. (1630 – 1685) gelangte die Rasse zu ihrer grössten Beliebtheit : nach ihnen bekam sie ihren Namen : King Charles Spaniel. Der König hatte immer eine Schar seiner kleinen Spaniels um sich. Die Hunde lebten mit ihm in der Familie und wurden überall hin mitgenommen. Sogar beim Kirchgang, ins Parlament oder bei Staatsempfängen. Der König erliess sogar ein Gesetz, in dem King Charles Spaniels das Privileg zuerkannt wurde, jedes öffentliche Gebäude im Königreich betreten zu dürfen. Dieses Gesetz ist übrigens nie aufgehoben worden !
Der Herzog John Churchill of Marlborough, der als Page bei Charles II. die kleinen Spaniels lieb gewonnen hatte, widmete sich besonders der Zucht des rot-weissen Farbschlages. Diese wurden als „Blenheim Spaniels“ bekannt, genannt nach des Herzogs Stammsitz, dem Schloss „Blenheim House“ bei Woodstock.
Die Legende berichtet, dass Herzogin Sarah zuhause in Blenheim House ängstlich auf Nachrichten von ihrem Mann wartete, der sich auf Kriegszug befand. In ihrer Nervosität drückte sie wiederholt auf den Kopf ihrer Hündin, die auf ihrem Schoss lag. Als diese Hündin kurz darauf ihre Welpen zur Welt brachte, hatten alle eine Markierung in der Grösse des Daumens auf dem Kopf. Dieser „Spot“ gehört heute zu den begehrtesten Merkmalen der Rasse.
Am Anfang des 19. Jahrhunderts, als die Oranier in England zu regieren begannen, wurden die kleinen Spaniels durch den Mops vom englischen Königshof verdrängt. Da nun die kurznasigen Hunde „modern“ wurden, änderte man durch Einkreuzungen auch das Erscheinungsbild des King Charles Spaniels. Vermutlich mit dem Mops und wahrscheinlich mit dem Japan Chin wurde nun ein rundköpfiger Hund mit kurzer Nase gezüchtet. Der heutige King Charles Spaniel war entstanden.
Mit Beginn unseres Jahrhunderts gab es den alten Zwergspaniel mit der langen Nase nicht mehr. Niemand störte sich daran – bis ein Amerikaner nach England kam.
Nach dem ersten Weltkrieg kam Mr. Roswell Eldrige nach England, um mindesten einen der kleinen Spaniels zu erwerben, die ihm auf so vielen Gemälden gefallen hatten. Enttäuscht musste er feststellen, dass sie nicht mehr existierten. Er gab sich jedoch nicht geschlagen. Er setzte auf die Dauer von 5 Jahren auf der jährlichen Cruft’s Dog Show einen Preis von 25 englischen Pfund für den besten Rüden und die beste Hündin eines Blenheimspaniels vom alten Typ aus. So schloss sich eine Handvoll Züchter zusammen, um den alten Toy Spaniel zu retten. Dazu verwendeten sie die immer noch in den kurznasigen Würfen auftretenden langnasigen Welpen. Andere Rassen einzukreuzen war streng verboten. Die erste erfolgreiche Züchterin war Mrs. Pitt, die mit ihrem „Ttiweh“-Zwinger den Grundstock der heutigen Zucht auf der ganzen Welt legte.
Der Name „King Charles Spaniel“ war zwar vergeben, aber da beide Rassen von den Hunden König Charles abstammten, sollten auch beide „King Charles“ im Namen tragen. Dem „neuen“ alten Typ setzte man zur Unterscheidung „CAVALIER“ davor. 1928 wurde der englische Cavalier King Charles Club mit Mrs. Pitt als Sekretärin gegründet. Der Cavalier King Charles Spaniel wurde aber erst 1945 als eigene Rasse vom Kennel Club anerkannt. Der erste Eintrag eines „Cavaliers“ ins SHSB finden wir 1959. Bis 1966 wurden nur importierte Einzelhunde eingetragen und erst 1967 die ersten zwei Schweizer Cavalier-Würfe. In letzter Zeit hat aber dieser liebenswürdige Hund viele Freunde gewonnen. 195 eingetragene Welpen im SHSB Jahrgang 1999 bezeugen seine Beliebtheit auch bei uns.
Der Cavalier heute
Der Cavalier ist ein aktiver,graziöser,wohlproportionierter Hund,sportlich und von fröhlichem Temperament.Der Kopf ist flach und die Ohren hoch angesetzt.Die Augen sind gross und dunkel.Der Körper ist fast quadratisch,der Rücken gerade und der Brustkorb gut gewölbt.Die Rute soll gut angesetzt sein mit langen,seidigen Haaren.Das Fell ist langhaarig, nicht gelockt,allenfalls ganz leicht gewellt.Das Gewicht ist zwischen 5,4 bis ca. 8 Kilogramm. Der Rüde ist kräftiger,die Hündin feiner und femininer.
Es kommen vier Farbschläge vor:
Black and Tan: Rabenschwarz mit lohfarbenen Abzeichen über den Augen, an den Wangen, an der Innenseite der Ohren, an der Brust, an den Läufen und an der Unterseite der Rute. Die Lohfarbe soll leuchtend sein. Weisse Flecken sind unerwünscht.
Ruby : Einfarbig tiefrot. Weisse Flecken sind unerwünscht.
Blenheim : Gut unterbrochene intensiv kastanienrote Markierungen auf perlweisser Grundfarbe. Markierung am Kopf gleichmässig verteilt und lassen ausreichend Zwischenraum für den sehr geschätzten „Lozenge – Flecken“ („Spot“ genannt) (ein einzigartiges Merkmal dieser Rasse).
Tricolour : Gut verteiltes und gut unterbrochenes Schwarz-weiss mit lohfarbenen Abzeichen über den Augen, an den Wangen, an der Innenseite der Ohren, an der Innenseite der Läufe und an der Unterseite der Rute.
Der Cavalier ist sehr anpassungsfähig und verträgt sich ausgezeichnet mit anderen Hunden und Haustieren. Er ist ein richtiger Familienhund und ein liebenswerter, ruhiger Hausgenosse. Mit vernünftig erzogenen, lieben Kindern versteht er sich prima und spielt gerne mit ihnen. Gesellschaft ist für einen Cavalier besonders wichtig. Er sucht immer die Nähe des Menschen, ist dabei aber nie aufdringlich. Auf Wanderungen ist er ein unermüdlicher Begleiter. Die Grundbegriffe des Gehorsams versteht er leicht. Man kann ihn sowohl in der Stadt wie auf dem Lande halten, aber er liebt hier wie dort interessante, abwechslungsreiche Spaziergänge. Als Familienhunde sind Rüden genau so anhänglich und liebevoll wie Hündinnen.
Pflege und Gesundheit
Das lange, seidige Fell des Cavaliers soll nicht getrimmt werden, erfordert jedoch regelmässiges Bürsten und Kämmen. Auch auf die Pflege der Ohren und Augen, sowie das Entfernen von eventuellen Tränenspuren ist zu achten.Sehr wichtig ist die Zahnpflege.Das Gebiss sollte wöchentlich mit einer Zahnbürste oder mit einem Zahnreinigungs-Spray für Hunde gereinigt werden.Obgleich die Ohren lang sind, treten Probleme sehr selten auf. Die Krallenpflege erübrigt sich, wenn der Cavalier genügend Auslauf auf hartem Boden hat.
Dank seiner robusten Gesundheit kann der Cavalier sehr alt werden. Glücklicherweise gibt es beim Cavalier nur wenig gesundheitliche Probleme – vorausgesetzt, er stammt aus einer gesunden Familie. Die Tierarztbesuche beschränken sich in der Regel auf die jährlichen Schutzimpfungen; sehr wichtig ist dann auch die Analdrüsenkontrolle.
Simone Herrmann ist bekennender Tierfan. Sie wohnt seit Jahren auf einem Bauernhof und kümmert sich leidenschaftlich um unzählige Tiere. Nebenher schreibt sie über diverse Tierthemen für bekannte Onlinemagazine und Tierblogs sowie für uns.