Ein Welpe im Haus bringt das Familienleben ganz schön durcheinander. Anfangs kennt er keine Regeln und sieht keine Gefahren. Was tun, wenn die Hundeschulen geschlossen haben? Die nachfolgenden Tipps erleichtern das Zusammenleben mit dem Vierbeiner und bieten Alternativen zu obligatorischen Kursen.
Grundregeln aufstellen
Die Welpenerziehung beschränkt sich nicht auf das Erlernen von Kommandos. „Sitz!“ und „Platz!“ lernt der Vierbeiner schnell. Das Ausführen der Befehle hilft, reicht aber nicht für ein harmonisches Miteinander. Viel wichtiger ist es, dass dem jungen Hund klare Grenzen aufgezeigt werden. Dann weiß er, was er darf und was er unterlassen soll. Wie diese Grundregeln aussehen, ist individuell in jeder Familie unterschiedlich. Stört es niemanden, wenn es sich der Kleine im Bett gemütlich macht, würde dieses Zugeständnis jeder Hundeexperte tolerieren. Allerdings sollte man sich darüber im Klaren sein, dass aus dem kleinen Fellknäul je nach Rasse ein ausgewachsener 70-Kilo-Riesenhund werden kann. Der fordert dann seinen Platz jede Nacht ein.
Ungefähr 15 Jahre lang. Ob man damit auf Dauer wirklich zurechtkommt? Ebenso sieht es mit dem Betteln bei Tisch aus. Herzzerreißend sieht der Welpe einen mit treuen Augen an. Man könnte meinen, er bekäme kein Futter. Doch lässt ihm auch nur ein Familienmitglied eine Kleinigkeit zu kommen, sitzt der Hund künftig ständig dabei, wenn man in Ruhe essen möchte. Das nervt.
Deshalb ist es besser, diese Unsitte von Anfang an zu unterbinden. Grundsätzlich hilft ein Fahrplan in Sachen erlaubt/nicht erlaubt nicht nur den Hundebesitzern, sondern auch dem Vierbeiner. Es irritiert ihn, wenn seine Menschen sich nicht einig sind oder wenn Verbote — auch wenn es nur ausnahmsweise sein soll — wieder umgeworfen werden.
Sich selbst kontrollieren
Hunde beobachten ihre Umgebung ständig, auch wenn es aussieht, als ob sie schlafen. Es entgeht ihnen nicht, welche Stimmung gerade in der Familie herrscht und wer wie gelaunt ist. Zu freundlichen Menschen nehmen sie lieber Kontakt auf. Wer sich mit dem Hund beschäftigt, sollte ganz auf ihn konzentriert sein, sonst fühlt sich der Welpe vernachlässigt. Nebenbei schnell mal die SMS zu lesen oder mit der Freundin zu plauschen macht einen Welpen missmutig. Er ist ein Typ, der von Natur aus zu seinem Vorteil agiert. Passt niemand auf, schnappt er sich einen Gegenstand, der ihm verwertbar erscheint oder er läuft dorthin, wo es interessant sein könnte, beispielsweise auf der befahrenen Straße. Dieses Verhalten sollte kein Besitzer persönlich nehmen, sondern sich selbst hinterfragen. Ein Welpe braucht jemanden, der ihn rund um die Uhr beaufsichtigt und anleitet, ohne ihn dabei zu überfordern.
Liebevolle Konsequenz und Geduld wichtig
Abhängig von der Rasse und vom Typ lernen Welpen unterschiedlich schnell. Die einen sind bereits eine Woche nach dem Einzug stubenrein. Andere brauchen bis zu einem halben Jahr, bis sie sich melden, wenn sie ins Freie müssen. Letztlich hängt der Erfolg von den Besitzern ab. Immer, wenn der Hund aufwacht, gespielt oder gefressen hat, müssen sie ihn nach draußen bringen und ihn loben, wenn das Geschäft geklappt hat. Irgendwann begreift auch der Spätzünder, was von ihm erwartet wird. Genauso sieht es mit dem Erlernen von Tricks und Kommandos aus. Wie der Welpe sie am besten lernt, weiß am allerbesten die Hundeschule.
Hundeschulen in Corona-Zeiten geschlossen. Und nun?
Doch was, wenn die Hundeschulen aufgrund gesetzlicher Vorschriften vorübergehend geschlossen sind? Gerade Welpenkurse sind für kleine Vierbeiner wichtig. Hier lernen sie, mit Artgenossen umzugehen. Sie spielen und tollen miteinander, festigen ihre Beziehung zum Besitzer. Außerdem lernen sie, mit alltäglichen Situationen zurechtzukommen, treffen auf andere Tiere, gehen über unterschiedliche Untergründe oder über Hindernisse. Einige Anbieter haben sich inzwischen Alternativen einfallen lassen. So finden Kurse unter anderem ohne die Besitzer statt.
Die Übergabe des Tieres erfolgt kontaktlos, indem der Trainer den Hund direkt vom Kofferraum des Besitzers abholt und ihn nach Trainingsschluss dorthin wieder zurückbringt. Kontakte zu Artgenossen können Welpen ebenfalls knüpfen, wenn sich der Besitzer mit einem bestimmten Hundebesitzer abstimmt und mit ihm und dessen Vierbeiner gemeinsam die Hunderunden unternimmt. Online-Kurse sind zur Erziehung des Welpen ebenfalls hilfreich. Ein Nachteil besteht darin, dass der Trainer nicht frühzeitig korrigieren kann, wenn der Hundebesitzer etwas falsch macht. Außerdem wäre es vor Ort einfacher, den Charakter des Hundes genau einzuschätzen und das Training auf ihn abzustimmen. Weniger sinnvoll ist es, in sozialen Netzwerken über das Thema Welpenerziehung zu kommunizieren. Dort tummeln sich viele selbst ernannte Spezialisten herum, die ihre Ratschläge als einzig wahre Lösungen für Problemfälle ansehen.
Fazit
Unabhängig von der Rasse und vom Charakter des Hundes geht es darum, seinen Welpen mit liebevoller Konsequenz zu erziehen. Dieses Prinzip gilt vom Tag des Einzugs an. Wenn dann die Hundeschulen wieder öffnen, ist der Vierbeiner vielleicht schon ein kleiner Musterschüler.
Simone Herrmann ist bekennender Tierfan. Sie wohnt seit Jahren auf einem Bauernhof und kümmert sich leidenschaftlich um unzählige Tiere. Nebenher schreibt sie über diverse Tierthemen für bekannte Onlinemagazine und Tierblogs sowie für uns.